Kohlmeise am Futterhaus

Mehr Lebensqualität durch Tierbeobachtung

Dass die Beobachtung von wilden in Deutschland lebenden Tieren den Alltag von pflegebedürftigen Menschen bereichern kann wurde mir vor einigen Jahren bei einem Besuch eines älteren Ehepaares bei ihnen zu Hause das erste Mal bewusst. Das Ehepaar lebte alleine in einem Haus auf dem Land und der Ehemann pflegte seine schwer betroffene und auf einen großen Elektrorollstuhl angewiesene Frau. Im Gespräch erzählte mir der Mann, dass die beiden gerne am Fenster sitzen und dabei den Vögeln zuschauen, die an das Futterhäuschen kommen würden. Beide lächelten bei der Geschichte und freuten sich sichtbar über die Erinnerungen daran. Das Futterhäuschen stand gerade nur wenige Meter entfernt vom Fenster und man hatte wirklich einen guten Blick darauf.

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Im Jahr 2019 hatte ich bei einem anderen Besuch in einem Würzburger Seniorenheim eine weitere Begegnung zu dem Thema. Das Seniorenheim hat in seinem Aufenthaltsbereich im Erdgeschoss eine Vogelvoliere mit Wellensittichen und ein großes, schönes Aquarium. Zufälligerweise ergab sich ein Gespräch mit dem Hausmeister, der selbst passionierter Aquarist ist und sogar einige Fische des Heim-Aquariums selbst gezüchtet hat. Er erklärte mir, dass die Voliere und das Aquarium interessierte Heimbewohner aktivieren können. Damit würden bewusst Anlaufpunkte geschaffen, damit die Heimbewohner innerhalb des Hauses Ziele ansteuern und sich bewegen können. Bei dem Gespräch wurde mir klar, dass das Thema Tierbeobachtung schon längst Eingang in die professionelle Arbeit gefunden hat.

Alle Vögel sind schon da – Wohlbefinden durch Vogelbeobachtung

Blaumeise am Meisenknödel
Blaumeise

Auch beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) stieß ich auf das aktuelle Projekt „Alle Vögel sind schon da – Wohlbefinden durch Vogelbeobachtung“. Bei dem Projekt des LBV können sich stationäre Einrichtungen in Bayern für eine kostenlose Teilnahme bewerben. Wird ein Pflegeheim in das Projekt aufgenommen, dann erhält es eine Fütterstation und erklärt sich seinerseits bereit an einer Fragebogenerhebung teilzunehmen. Das Projekt dient der Prävention und der LBV listet dazu folgende Punkte auf:

  • Erhalt der psychosozialen Gesundheit
    • Eine Verbesserung des Wohlbefindens und der Lebensqualität kann durch das Interesse an der Vogelbeobachtung und dem Austausch darüber mit anderen Bewohnern erreicht werden. Das erreicht der LBV z.B. schon zu Beginn im Rahmen einer Auftaktveranstaltung und dem Aufstellen der Vogelbeobachtungsstationen. Steht die Futterstation, dann können Bewohner diese gezielt aufsuchen und sich darüber austauschen.
  • Stärkung der kognitiven Ressourcen
    • Die Heimbewohner werden zur Beobachtung und idealerweise zur Bestimmung der Vögel angeregt.
    • Der LBV stellt dazu geeignetes Bestimmungsmaterial zur Verfügung.
  • Steigerung der körperlichen Aktivität und Mobilität
    • Durch die Schaffung eines neuen Ziels werden die Bewohner zur Bewegung innerhalb der Einrichtung angeregt.

Quelle: https://www.lbv.de/umweltbildung/fuer-seniorenheime/

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Das Foto zeigt eine Kohlmeise.
Kohlmeise

Als Naturfreund finde ich das Projekt genial. Zum einen bringt es Menschen dazu sich für Vögel zu interessieren und auf der anderen Seite profitieren auch die Vögel in der kalten Jahreszeit durch die Fütterung.

In unserem Garten habe ich zusätzlich zum Vogelfutterhäuschen auch ein Futterhaus für Eichhörnchen aufgehängt. Es enthält Walnüsse, aber auch Haselnüsse. In dieser Woche konnte ich zum ersten Mal ein Eichhörnchen beobachten und mit dem Handy filmen.

Fotos: H. Radau

Über Jochen Radau

Studium der Sozialpädagogik in Würzburg und Studium der Medizintechnik in Ulm, seit 20 Jahren psychosozialer Berater bei der DMSG im Landesverband Bayern, dort auch Onlineberater. Betreiber und Redakteur dieses und weiterer Blogs zu den Themen Schwerbehinderung und Pflegeversicherung. Weiterqualifikationen in systemischer Beratung und vielen Themen des Sozialrechts.