Pflegegrade: Begutachtung und Pflegetagebuch

Um Leistungen wie zum Beispiel Pflegegeld von der Pflegekasse zu erhalten muss eine Pflegebedürftigkeit festgestellt sein. Diese Begutachtung kann nur nach einer Antragstellung bei der Pflegekasse erfolgen.

Die Pflegeversicherung hat 2017 fünf Pflegegrade eingeführt, welche die bisherigen Pflegestufen ersetzen.

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Die neue Begutachtung (NBA) der Pflegebedürftigkeit und die daraus folgende Berechnung der Pflegegrade sind umfangreich. Vor einer anstehenden Begutachtung sollte man sich intensiv darauf vorbereiten. Dazu kann ein Pflegetagebuch dienen, auf welches wir unten im Beitrag verweisen. Außerdem sollte bei der Begutachtung ein Angehöriger mit dabei sein.

MDK Begutachtung

Der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) führt die Begutachtungen für die Pflegeeinstufungen durch. Auf der Internetseite des MDK habe ich einen Erklärfilm „Pflegebegutachtung mit dem MDK“ (Dauer: 2:48 Minuten) gefunden. Der Film erläutert im Schnelldurchlauf worauf bei der Begutachtung geachtet wird.

Sechs Module ergeben Punkte zur Ermittlung der Pflegegrade

Die Begutachtung nach dem NBA erfolgt mit einem Fragebogen, der bei Erwachsenen die Selbstsständigkeit in acht verschiedenen Lebensbereichen erfasst. Die Pflegebedürftigkeit von Kindern wird an der Abweichung der Selbstständigkeit gegenüber gleichaltrigen gesunden Kindern ermittelt.


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Der Begutachtungsfragebogen des NBA umfasst folgende Lebensbereiche:

  1. Mobilität
  2. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
  3. Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
  4. Selbstversorgung
  5. Bewältigung von und selbständiger Umgang mit krankheits oder therapiebedingten Anforderungen oder Belastungen
  6. Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte
  7. Außerhäusliche Aktivitäten
  8. Haushaltsführung

Für die Ermittlung des Pflegegrades sind nur die ersten sechs der acht Module relevant. Die Einschätzung der Selbstständigkeit führt zur Vergabe von Punkten innerhalb der einzelnen Module. Näheres zu den einzelnen Modulen habe ich hier verfasst:

Wie wird der Pflegegrad berechnet?

Die Punkte der einzelnen Module werden summiert und fließen mit unterschiedlicher Bedeutung in die Ermittlung des Pflegegrades ein, dies zeigt das Diagramm.

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Das Diagramm zeigt einen Kuchen mit Verteilung der prozentualen Gewichtung der sechs Module.
Das Diagramm zeigt die Gewichtung der sechs Module innerhalb der Begutachtung.

 

Die einzelnen summierten Punkte jedes Moduls werden anschließend einem von fünf sogenannten Punktbereichen zugeordnet. Aus der Summe dieser fünf ermittelten Punktbereiche wird schließlich der Pflegegrad abgeleitet. Wie, das zeigt diese Tabelle:

Punkte für eine Einteilung in einen der fünf Pflegegrade

Pflegegrad 1 2 3 4 5
Punkte 12.5 bis unter 27 27 bis unter 47.5 47.5 bis unter 70 70 bis unter 90 90 bis 100

Pflegetagebuch zur Vorbereitung der Begutachtung nutzen

Die Bezeichnung „Pflegetagebuch“ stammt noch aus den Zeiten der Pflegestufen, als die Pflegebedüftgikeit noch anhand der Hilfebedürftigkeit in Minuten erfasst wurde. In diesen Pflegetagebüchern hatte man die Möglichkeit die Bedarfe für mehrere Tage zu erfassen. Das ist mit dem neuen System der NBA nicht mehr so.

Einige gesetzliche Betriebskrankenkassen haben Anfang des Jahres 2017 ausführliche und gut nutzbares Pflegetagebucher für das neue Begutachtungssystem NBA veröffentlicht. Diese dienen der Vorbereitung für den MDK-Besuch und berücksichtigen auch Besonderheiten bei der Einschätzung bei Kindern:

Pflegetagebuch der KKH als pdf

Leider lies sich das Schwenninger Tagebuch bei mir nur ausdrucken, wenn ich es mit dem Firefox-Browser geöffnet hatte. Da es sehr sorgfältig erklärt und auch die Begutachtung bei Kindern besser berücksichtigt, würde ich es dem der KKH vorziehen.

Auch die privaten Pflegekassen haben das Pflegetagebuch ihres MDK Medicproof im Internet. Hier werden jedoch viele Informationen gar nicht abgefragt. Da die Begutachtung bei privaten und gesetzlichen Pflegekassen gesetzlich genau gleich geregelt ist empfehle ich hier ebenfalls das Pflegetagebuch der Schwenninger BKK.

Über Jochen Radau

Studium der Sozialpädagogik in Würzburg und Studium der Medizintechnik in Ulm, seit 20 Jahren psychosozialer Berater bei der DMSG im Landesverband Bayern, dort auch Onlineberater. Betreiber und Redakteur dieses und weiterer Blogs zu den Themen Schwerbehinderung und Pflegeversicherung. Weiterqualifikationen in systemischer Beratung und vielen Themen des Sozialrechts.